Das Team

Physio Koch wird von Hans an Robin übergeben

Wer in Solothurn und Umgebung lebt und schon einmal mit Rückenschmerzen zu kämpfen hatte, kennt das Physiotherapie- und Trainingscenter Koch vermutlich. Im Jahr 1987 gründete Hans Koch das Unternehmen in einem bescheidenen Raum in Derendingen.

Mittlerweile beschäftigt das Familienunternehmen 66 Mitarbeitende und behandelt seine Patienten an fünf Standorten. Es ist der grösste Anbieter für physiotherapeutische Dienstleistungen des Kantons. Nach 35 Jahren Führung wird Hans Koch nun pensioniert. Sein Nachfolger ist sein Sohn Robin Koch.

Der Sohn ist der logische Nachfolger

«Robin ist der logische Nachfolger. Er war während vier Jahren Geschäftsführer und hat den Standort Solothurn vor zehn Jahren aufgebaut», sagt Hans Koch. Auch sein Hintergrund als Sportwissenschafter passe in die interdisziplinären Therapie- und Trainingsdienstleistungen, die von ihnen angeboten werden. «Ich freue mich unglaublich, das Erbe meines Vaters weiterführen zu können», sagt Robin Koch. Er fühle sich bereit, ein Unternehmen dieser Grösse zu führen, da er während der letzten vier Jahre viel Erfahrung in Geschäftsführungsaktivitäten sammeln konnte. Zudem werde ihm sein Vater jederzeit beratend zur Seite stehen.

 

Fachkräftemangel beschäftigt auch die Kochs

Doch obwohl die Vorfreude gross sei, sei es nicht die einfachste Zeit, ein Physiounternehmen zu übernehmen. «Unser Unternehmen und die Physiotherapie im Allgemeinen hat sich in den letzten Jahren enorm verändert. Wir vereinen mittlerweile vieles, was zur Gesundheit gehört, unter einem Dach», sagt Robin Koch. Viele Therapien seien ohne die Interdisziplinarität und eine moderne Infrastruktur nicht qualitativ hochwertig möglich.

So gehörten zur Behandlung eines Gebrechens oftmals die medizinische Massage, aber auch Medical Fitness oder Personal-Training. Dieser Trend der Physios hin zum Lifestyle-Coach gehe einher mit immer höheren Erwartungen der Patientinnen und Patienten an die Qualität der Behandlungen. «Auf der anderen Seite besteht jedoch ein erheblicher Mangel an Fachkräften, was die Belastung für die bereits tätigen Angestellten erhöht», sagt der neue Inhaber. Und merkt an: «Wenn wir Stellen ausschreiben, erhalten wir weniger Bewerbungen als früher.»

Eine Herausforderung sei dabei der noch immer bestehende Numerus clausus für Physiotherapeuten in der Schweiz. «Dieser führt zu einem Mangel an Schweizer Physiotherapeutinnen und zwingt uns, mehr ausländische Arbeitskräfte einzustellen», sagt er. Hinzu komme, dass hauptsächlich Spitäler und Kliniken Praktikantenstellen anbieten dürfen. Dies führe zu einem begrenzten Angebot an Praktikumsplätzen. Ein Pilotprojekt, welches Studierenden erlaubt, auch in Privatpraxen Arbeitserfahrung zu sammeln, soll Abhilfe schaffen.

Der Fachkräftemangel werde ausserdem durch eine gesellschaftliche Entwicklung verstärkt. «Etliche Angestellte wollen nicht mehr Vollzeit arbeiten. Das hat zur Folge, dass wir eigentlich mehr Personal brauchen, um alle Stellenprozente füllen zu können», so Robin Koch.

Er ergänzt: «In der Tarifsituation der Physiotherapie herrscht seit Jahren Stillstand. Eine positive Entwicklung ist eine Bedingung, um die Löhne in der Branche zu erhöhen – was mehr als gerechtfertigt wäre. Das betrifft nicht nur uns, sondern die gesamte Physiotherapie.»

Dies würde wiederum die Attraktivität des Berufs erhöhen. Zwar habe es 2014 eine Tariferhöhung von 8 Rappen gegeben. Wenn allerdings die Teuerung dazugerechnet werde, hätten sich die Einkommen der Physios – seit der letzten grossen Tariferhöhung 1997 – nicht verbessert.

 

Die Rechnung geht nicht auf

Eine aktuelle Studie des Branchenverbandes Physioswiss kommt zum Schluss, dass Physiotherapeuten pro Stunde ungefähr 100 Franken abrechnen können. Aufgrund von administrativen Arbeiten können jedoch nur fünf Stunden eines 8,4-Stunden-Arbeitstages an Patientinnen und Patienten gearbeitet werden. Der Verdienst beläuft sich somit auf zirka 500 Franken am Tag. Daraus resultiere letztlich summa summarum ein Stundensatz von 60 Franken. Aus diesem Umsatz müssten neben den gesamten Kosten für Infrastruktur und Betrieb auch die Ausgaben für Löhne abgedeckt werden. Da sei nur schwer möglich sei, weshalb die Arbeitstage vieler Physiotherapeuten in Tat und Wahrheit länger als die 8,4 Stunden dauern.

 

Physiotherapeutische Massnahmen sparen Kosten

Aus diesem Grund würden sie sich auch gegen den Vorwurf wehren, dass sich die Kosten im Physiotherapiebereich in den letzten zehn Jahren verdoppelt hätten. «Dank physiotherapeutischen Massnahmen werden Kosten im Gesundheitswesen gespart», sagt Robin Koch. «Gerade wegen dieser politischen Diskussionen und Herausforderungen ist es uns umso wichtiger, eine familiäre Atmosphäre im Unternehmen zu haben», sind sich die beiden einig. Denn ohne das Personal wäre ein solcher Betrieb unmöglich. Darum würden sie versuchen, die Hierarchie so flach wie möglich zu gestalten, um die Menschlichkeit in den Vordergrund zu stellen.

«Mit diesen Voraussetzungen bin ich sehr zuversichtlich, dass es mit der Praxis so ausgezeichnet weitergeht wie bisher», sagt Hans Koch stolz.

 

Quelle: Solothurner Zeitung, 13. Juni 2023, Thaddäus Braun 


  • Bereich: Physiotherapie
  • Unterbereich: keiner
  • Kurse-Unterbereich: keiner

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